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„Musik ist ein Brückenbauer“ – Jugendkantorei Eichstätt in Poona
Musik verbindet Menschen und Nationen, sie baut Brücken und öffnet Türen. Mit dieser Erkenntnis ging eine zehntägige Indienreise der Eichstätter Jugendkantorei während der Herbstferien zu Ende. Die insgesamt 26-köpfige Gruppe, zu der auch Domkapellmeister Manfred Faig, Domkantorin Deborah Faul und Weltkirche-Referatsleiter Dr. Gerhard Rott gehörten, traf nicht nur den frisch ernannten neuen Bischof von Poona, sondern konnte während ihres Aufenthalts mit ihren Gastgeberinnen und Gastgebern im Partnerbistum auch ein Jubiläum feiern: Vor genau 70 Jahren wurde die Verbindung zwischen den Bistümern Eichstätt und Poona offiziell besiegelt. Musik, so Faig direkt nach der Rückkehr, sei ein hervorragendes Medium „um so eine Partnerschaft lebendig zu halten“. Diese habe durch den Besuch der Jugendkantorei ein „ganz junges und frisches“ Gesicht bekommen, freute sich Rott. Zugleich lernten die jungen Leute Projekte kennen, die von Eichstätt aus unterstützt werden.
Begegnung mit Kirche und Partnern
Der Blick über den Tellerrand ist für die Eichstätter Dommusik nichts Neues. Sie hält zum Beispiel Kontakt zu einem Chor in Nairobi und entsendet ihre Jugendkantorei immer wieder zu internationalen Chorfestivals der Pueri Cantores. Über diese Schiene knüpfte Domkapellmeister Faig Kontakt zum Präsidenten der indischen Pueri Cantores-Organisation, Joseph Cordo, der wiederum die Verbindung zu einem Chor in Mumbai herstellte. Schon kurz nach ihrer Ankunft stand dort für die Eichstätter ein Gottesdienst mit anschließendem gemeinsamem Konzert auf dem Programm. Tags darauf ging es mit dem Zug eine Stunde lang Richtung Norden, nach Vasai, wo ein weiteres Treffen mit einem Chor auf dem Programm stand. „Unsere Jugendlichen waren von diesen Treffen total begeistert“, berichtet Dr. Christian Klenk von der Eichstätter Dommusik, einer der ehrenamtlichen Begleiter. „Es war ein Singen auf Augenhöhe und auch eine total herzliche, freundliche Aufnahme“.
Kulturelle und wirtschaftliche Einblicke
Ihre Stimmen ließen die Eichstätter Gäste auch im deutschen Generalkonsulat in Mumbai erklingen. Bei dem Besuch erfuhren sie zudem Wissenswertes über die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Indien und der Bundesrepublik, zum Beispiel, dass in Pune, wo der Bischof von Poona seinen Sitz hat, etliche deutsche Firmen ihre Niederlassungen haben.
Am fünften Tag ihrer Reise trafen die Eichstätter selbst in Pune ein und erlebten in der diözesanen Veranstaltungshalle „Eichstätt Hall“ einen überaus festlichen Empfang, zu dem auch hunderte von Mädchen und Jungen der benachbarten, von Eichstätt unterstützten diözesanen Schulen gekommen waren. Mit dem designierten Bischof von Poona, Simon Almeida, feierten sie eine Messe im Dom und gaben dort anschließend ein Gast-Konzert. Mit den einheimischen jungen Chormitgliedern, die sonst in der Kathedrale singen, trafen sie sich später in der Bischof-Valerian-Hall.
Was viele jedoch nachdenklich gemacht und beschäftigt habe, seien die krassen Gegensätze von Arm und Reich gewesen, die Luxus-Einkaufsmall neben der armseligen Hütte. Der Milliardär, der mit seiner Familie einen Wolkenkratzer mit Hubschrauberlandeplatz bewohnt, neben dem Obdachlosen, der auf der Straße schläft.
Bildung, Soziales und Sternsinger-Erlöse
Einen weiteren Schwerpunkt der Reise bildete das Kennenlernen von Einrichtungen im Bildungs- und Sozialbereich, die vom Bistum Eichstätt und insbesondere mit dem Erlös der Sternsinger-Aktion unterstützt werden. Auf dem Programm standen zwei Schulen und ein Waisenhaus ebenso wie die von der bekannten Frauenrechtlerin Schwester Lucy Kurien gegründete Organisation „Maher“, die sich um missbrauchte und mittellose Frauen sowie Straßenkinder kümmert. Es ging zu einer Einrichtung für Kinder mit Behinderung, einem Altenheim, einem Krankenhaus und einem Ausbildungszentrum im Technik-Bereich. „Ein echt dicht gepacktes Programm“, erzählt Klenk, der sich beeindruckt zeigt von der Offenheit seiner Reisegefährtinnen und -gefährten. Die jungen Leute, die jüngste Teilnehmerin feierte in Indien ihren 15. Geburtstag, seien mit echtem Interesse, mit Empathie und ohne Scheu auf die Leute zugegangen, hätten etwa im Waisenhaus ausgelassen mit Kindern getanzt. „Das waren keine Höflichkeitsbesuche“.
Abschluss: Musik und Freundschaft
Der letzte Tag stand nochmals gleichermaßen im Zeichen von Musik und Freundschaft. Mit einem Festgottesdienst in der St. Ignatius-Kirche in Pune wurde das 70-jährige Bestehen der Partnerschaft gefeiert. Der diözesane Jugendchor von Pune und die Eichstätter Jugendkantorei gestalteten die Messe musikalisch. Es sei etwas ganz Besonderes, wenn junge Menschen eine Bistumspartnerschaft hautnah erleben, lautet Faigs Fazit. „Die Jugend ist gut vernetzt, da gehen die Nachrichten hin und her. Das ist ein Kontakt, der lebt!“. Gerhard Rott wünscht sich, nicht zuletzt mit Blick auf die bald beginnende Sternsingeraktion, dass die jungen Sängerinnen und Sänger zu Botschaftern dafür werden, „was mit Spendengeldern Gutes und Nachhaltiges in Indien geschaffen werden kann“.
Text: Gabi Gess